|
Was ist eine Persönlichkeit?
Wie wir sind, das hängt auch mit unseren genetischen Anlagen
zusammen. Die Persönlichkeit wird jedoch zum großen Teil bereits
in unseren frühen Lebensjahren durch Erziehung in der Familie,
Schule und im Freundeskreis geprägt und zwar nachhaltig. Eine
neuseeländische Langzeitstudie der Universität Otago aus dem Jahr
2000, die Kinder aus der Stadt Dunedin vom dritten bis zum 21.
Lebensjahr begleitete, kam zum Ergebnis, dass der Mensch schon
mit drei Jahren charakterlich festgelegt ist und seine Lebenskurve
einer Art innerem Programm folgt.
Wie das Gehirn die Persönlichkeit formt
Die moderne Neurowissenschaft geht davon aus, dass unsere Genen
unsere neuronale Architektur bestimmen und dass wiederum unsere
neuronale Architektur bestimmt, was wir fühlen und wer wir sind.
Das Gerüst, also die neuronalen Bahnungen, verzweigen sich seit
dem Kleinkindesalter. Über die Nervenzellen werden wichtige Informationen
zum Gehirn transportiert. Ein bestimmtes Denken, das durch Erziehung
und Umwelt beeinflusst wird, bahnt sich oft dieselben neuronalen
Wege durch das Gehirn und gern werden hierzu immer wieder die
ausgetretenen bekannten Pfade genommen. Wir können uns aber dennoch
verändern. "Das Gehirn ist ein permanent lernendes System", sagt
Joachim Bauer, Professor für Psychoneuroimmunologie und Facharzt
für Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Freiburg.
"Jede markante Erfahrung verändert die synaptischen Verschaltungen
im Nervenzellen-Netzwerk", sagt der Neurobiologe. Diese Verschaltungen
beeinflussen dann, wie wir uns beim nächsten Mal verhalten. Neue
Erfahrungen führen zum weiteren Ausbau der Netzwerke. "Dieser
Prozess, den man neuronale Plastizität' nennt, geht lebenslang
weiter". Der Mensch kann also durch Erfahrung und Lernen an seiner
neuronalen Architektur permanent bauen.
Erkenne dich selbst
"Eine Schlange, die sich nicht häutet, stirbt", Friedrich Nietzsche
"Wir können unseren Charakter auch noch später formen", davon
ist der Psychotherapeut Mathias Jung. Einerseits sei der Charakter
zwar Schicksal - weil man sich seine DNA und Elternhaus nicht
aussuchen könne. Andererseits sei es in einem Entwicklungsprozess
die große Aufgabe des Menschen, sich zu erkennen und zu verändern.
Zurückzuschauen und zu fragen: "Wie bin ich das geworden, was
ich bin?", aber sich auch von Altem zu verabschieden, um Neues
zu beginnen.
Wie erkenne ich mich selbst?
Wie erkenne ich meine Persönlichkeit, meinen Charakter?
Jung sagt "meistens im Spiegel des anderen". "Sie brauchen nur
Ihren Partner zu fragen. Sie bekommen eine präzise Schilderung,
was er an Ihnen mag, aber auch, was ihm auf die Nerven geht."
Und gerade in Beziehungen wird es oft nötig, sich über das eigene
Selbst klar zu werden, um zu verstehen, worüber sich der andere
aufregt. Vor allem unterschiedliche Charaktere haben hier größere
Reibungsflächen. Aber auch im positiven Sinne - mehr Spannung.
"Da trifft manchmal ein gemütliches Muli auf eine Araberstute,
die ständig die Nüstern bläht".
Oft helfen uns die anderen dabei, unsere Schattenseiten zu erkennen,
wenn sie uns den Spiegel vorhalten. Schatten sind nach C. G. Jung
die Persönlichkeitszüge, die wir nicht an uns mögen und verleugnen.
"Deshalb sollten wir genau hinhören, wenn uns andere versuchen,
etwas über unsere blinden Flecken zu erzählen", rät uns Psychotherapeut
Mathias Jung.
Die Bedeutung der Schatten für die eigene Persönlichkeit hat Verena
Kast, Dozentin am C.G. Jung Institut in Zürich und Professorin
an der Universität Zürich, tiefenpsychologisch untersucht. Ihre
Ausgangsthese: Wer die eigenen Schatten erkennt und akzeptiert,
kann in seinem Charakter reifen.
"Schattenakzeptanz und Schattensensibilität bringen meistens auch
einen Zuwachs an Selbsterkenntnis, Vitalität und Toleranz sich
selber und den anderen gegenüber", schreibt Kast.
Beispiel: Wenn es mich ärgert, dass sich eine Person in den Mittelpunkt
stellt - und ich mich selbst eher bescheiden gebe - dann liegt
vielleicht der Grund der Ablehnung darin, dass das eigene Bedürfnis
nach mehr Beachtung ein Schattendasein fristet. "Hinter der Verachtung
steckt also oft das Begehren", sagt Mathias Jung.
Was den Charakter verändert
Jung sagt "Die Liebe kann ein Transmissionsriemen für Metamorphosen
sein". Ein Kind lerne eher, verändere sich, wenn es liebevoll
motiviert werde und auch ein ichbezogener Mensch könne aus Liebe
zu einer anderen Person über seinen Schatten springen und sich
in den anderen einfühlen.
Können wir unsere Persönlichkeit völlig verändern? "Unsere Identität
wird ständig neu gebildet, in allen unseren Beziehungen wird daran
gebaut, in all unseren Bezügen zur Welt wird sie umgebaut - und
bleibt im Kern doch auch konstant", analysiert Verena Kast.
Ein Umbau der Identität, eine Veränderung, findet vor allem statt,
wenn zwei große Triebfedern im Spiel sind: "Leid und Liebe", betont
Mathias Jung. Wird ein Mensch bereits zum dritten Mal von Partnern
ausgenutzt und verlassen, wird er sich fragen: Wieso gerade ich?
Was sind meine eigenen Anteile daran? Durch unsere Krisen machen
wir Reifungsprozesse durch. "Wenn wir uns gegen die Entwicklung
stemmen, verkalkt unser Charakter", meint Jung. Die Charakterformung
in der ersten Lebensphase leisten Eltern, Geschwister, Freunde
und Lehrer.
"Die zweite Erziehung geht von uns selbst aus. Sie macht uns vollends
reif und souverän."
Nutzen von Persönlichkeitsprofilen
Die drei Hauptnutzen sind:
- sich Selbst besser verstehen,
- die Umwelt oder unser Umfeld besser verstehen und mit sich
selbst und mit der Umwelt oder seinem Umfeld besser harmonisieren.
Ein Persönlichkeitsprofil zeigt Ihnen, wie Sie lernen Ihre Stärken
gezielt einzusetzen, die Zusammenarbeit zu verbessern oder eigene
Ziele effektiver zu erreichen. Ausschlaggebend ist, dass es keine
guten oder schlechten Verhaltensprofile gibt, sondern jedes Profil
wertvolle Aspekte der eigenen Verhaltenspräferenzen beschreibt.
Textteile entliehen aus FOCUS Online: Ausgabe Persönlichkeit:
Die Kunst, sich selbst zu erkennen
Haben Sie Interesse, mehr über Persönlichkeitsprofile zu erfahren,
dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung
Nach oben!
zurück zu Gruppen
zurück zu Unternehmen
zurück zu Einzelpersonen |